Wenig Stress? Von wegen!

Das Vorurteil, der Beruf des Beamten bringe wenig Stress und Arbeit mit sich, ist heutzutage längst nicht mehr angemessen. Gerade Beschäftigte im öffentlichen Dienst spüren die Auswirkungen des Fachkräftemangels deutlich: Immer weniger Beamte sind gezwungen, immer mehr Aufgaben zu erfüllen. Hier ist auch auf die Politik kein Verlass. Die ständig steigende Arbeitsbelastung und der zunehmende Druck von oben, dennoch alle Tätigkeiten pflichtbewusst und korrekt auszuführen, sorgen dafür, dass viele Beamte unter der zu großen Last einknicken. Trotz aller Bemühungen werden sie unfairerweise bei Beförderungen übergangen. Diese Situation und das ungesunde Arbeitsklima führen dann häufig zu Streitigkeiten unter Kollegen, die bis hin zu Mobbing reichen. Die Arbeit verliert schließlich ihren Sinn, da sich doch eh nichts ändert und Beamte lediglich eine Verfügungsmasse des Staates darstellen. Insbesondere die verkrusteten, überholten Strukturen im öffentlichen Dienst frustrieren, da kein Spielraum für Innovation möglich und die Bürokratie starr und veraltet ist. Und trotz finanzieller Vorteile als Beamter versetzt einen die Unumkehrbarkeit der Berufswahl in Angst und Panik: “Will ich wirklich Beamter auf Lebenszeit sein?”

All dies führt einzeln oder in seiner Gesamtheit nicht selten zu gesundheitlichen Problemen, Schlafstörungen, Burnout, Depressionen und Angsterkrankungen. Die Betroffenen fühlen sich angespannt und sind schnell reizbar oder mitunter aggressiv. Auf der anderen Seite sind sie müde, überfordert und ausgebrannt. Sie fühlen sich gefangen im Hamsterrad und wissen nicht, ob und wie sie den nächsten Tag bestreiten sollen. Der Satz “Hoffentlich ist bald Wochenende!” ist bereits Anfang der Woche zum regelmäßigen Gedanken geworden.