Nach außen wirkt der Dienst im Strafvollzug geregelt und strukturiert – Sicherheit, klare Abläufe, staatlicher Rückhalt. Doch wer selbst im Strafvollzug arbeitet, weiß: Die Realität ist eine ganz andere.

Strafvollzugsbeamte stehen täglich unter enormem psychischen und physischen Druck. Der Arbeitsalltag ist geprägt von ständiger Anspannung, Konfrontation mit Gewalt und einem tiefgreifenden Gefühl der Überforderung. Die Betreuung von oft dutzenden Inhaftierten, darunter psychisch auffällige, gewaltbereite oder radikalisierte Personen, ist eine permanente Herausforderung – bei gleichzeitiger Verantwortung für Sicherheit, Ordnung und Resozialisierung.

Hinzu kommt der eklatante Personalmangel. Immer weniger Personal muss immer mehr Aufgaben übernehmen. Begleitete Ausgänge, Betreuungsgespräche oder präventive Maßnahmen bleiben oft auf der Strecke. Stattdessen wächst die Belastung, die Übergriffe nehmen zu – und das Risiko für die eigene Gesundheit steigt.

Dabei wird die Arbeit im Strafvollzug kaum wertgeschätzt. Gesellschaftlich oft missverstanden oder stigmatisiert, fühlen sich viele Beamte alleingelassen. Die starren Hierarchien, geringe Entwicklungsmöglichkeiten und ein Kontrollsystem, das von Misstrauen geprägt ist, tun ihr Übriges. Erholung? Fehlanzeige. Viele geraten in einen Zustand chronischer Erschöpfung – physisch wie psychisch. Depressionen, Burnout, Angstzustände oder körperliche Erkrankungen wie Bandscheibenvorfälle und Herz-Kreislauf-Probleme sind häufig die Folge.