Frühpension im internationalen Vergleich
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Frühpension im internationalen Vergleich
Die Frühpension – also der vorzeitige Eintritt in den Ruhestand vor dem regulären Rentenalter – ist ein viel diskutiertes Thema in der Rentenpolitik. Sie bietet Arbeitnehmern die Möglichkeit, sich früher aus dem Berufsleben zurückzuziehen, bringt jedoch auch finanzielle und gesellschaftliche Herausforderungen mit sich. Die Regelungen zur Frühpension unterscheiden sich weltweit erheblich: Während einige Länder flexible Übergänge ermöglichen, setzen andere auf strenge Voraussetzungen und Kürzungen. Ein internationaler Vergleich ist daher besonders relevant, um unterschiedliche Modelle, Anreize und Auswirkungen zu verstehen. Er zeigt, wie Länder auf den demografischen Wandel, den Mangel an Arbeitskräften und den Wunsch nach einem besseren Leben im Alter reagieren.
Das Wichtigste in Kürze für Schnellleser
- Dienstunfähigkeit: Die häufigsten Gründe für eine Dienstunfähigkeit sind psychische Erkrankungen, wie beispielsweise Burnout oder Depressionen.
- Ruhestand weltweit: Sowohl in Deutschland als auch in vielen anderen Ländern ist eine vorzeitige Entlassung in den Ruhestand möglich.
- Bedingungen Frühpension: Die Bedingungen sind von Land zu Land unterschiedlich, häufig aber an Kürzungen gebunden.
- Internationales Rentenalter: Das Renteneintrittsalter ist in allen Ländern unterschiedlich, liegt jedoch meist zwischen 65 und 70 Jahren.
- Erhöhung des Renteneintrittsalters: In einigen Ländern gab es in den letzten Jahren und Jahrzehnten Reformen und Erhöhungen des Renteneintrittsalters.
Frühpension - Was bedeutet das?
In Frühpension wird ein Beamter versetzt und bezieht sein Ruhestandsgehalt, noch bevor das gesetzlich festgelegte Rentenalter erreicht wurde. In der Regel ist der Grund hierfür eine Dienstunfähigkeit, der häufig eine psychische Erkrankung oder stressbedingte Nervenerkrankung zu Grunde liegt.
Deutschland: Frühpension durch Dienstunfähigkeit
In Deutschland gibt es jährlich etwa 10.500 Fälle von Dienstunfähigkeit. Der Hauptgrund hierfür sind psychische oder körperliche Erkrankungen. Um aufgrund einer Erkrankung in die Dienstunfähigkeit zu gehen, ist ein amtsärztliches Gutachten nötig, das bescheinigt, dass man nicht mehr dienstfähig ist und es keine anderen Einsatzmöglichkeiten gibt. Eine Frühpension ist mit Versorgungsabschlägen verbunden. Aktuelle Berichte zeigen, dass das Durchschnittsalter von Frühpensionierungen aufgrund von Dienstunfähigkeit bei 56,3 Jahren liegt, wohingegen die Regelaltersgrenze für Beamte bei 67 Jahren angesetzt ist.
Psychische Belastungen als Hauptursache
Als Hauptursache für eine Frühpension kommen psychische Belastungen noch vor Herz-Kreislauf- sowie Krebserkrankungen. Häufig gelten Burnout und Depressionen als psychischer Grund für einen frühzeitigen Austritt aus dem Arbeitsleben. Die Zahl dieser Fälle ist in den letzten Jahrzehnten stark angestiegen, da psychische Erkrankungen immer häufiger erkannt und diagnostiziert werden. Außerdem ist die Stigmatisierung psychischer Erkrankungen in unserer Gesellschaft rückläufig.
Körperliche Belastungen als Ursache für Dienstunfähigkeit
Neben psychischen Hintergründen sind es häufig auch körperliche Erkrankungen, die zu einer Frühverrentung führen, insbesondere Muskel-Skelett-Erkrankungen. Weiterhin sind es Herz-Kreislauf-Probleme, wie Bluthochdruck oder diverse Herzprobleme oder auch Krebserkrankungen, die oftmals zu einer Berufsunfähigkeit führen. In schwerwiegenden Fällen können auch chronische Erkrankungen oder Infektionskrankheiten in einer Berufsunfähigkeit enden.
Weitere Ursachen für eine Dienstunfähigkeit
Nicht nur psychische Ursachen und Erkrankungen können eine Dienstunfähigkeit zur Folge haben. Auch unvorhergesehene Ereignisse, wie beispielsweise Unfälle, führen dazu, dass Menschen ihren Beruf nicht mehr ausüben können und auch eine Umschulung keinen Sinn macht. Bei Berufen mit dauerhaft hoher körperlicher Belastung, wie z.B. bei Berufssoldaten oder Feuerwehrleuten, treten bestimmte Erkrankungen häufiger auf.
Wie wirkt sich die Frühpension bei Beamten aus?
Beamte bekommen ihre Pension vom Staat ausgezahlt, nicht wie andere Arbeitnehmer von der Rentenkasse. Sie erhalten als maximale Pension 71,75 % ihres Bruttogehalts, das sie vor ihrem Ruhestand in den letzten zwei Jahren verdient haben. Um die maximale Pension ausgezahlt zu bekommen, müssen Beamte 40 Dienstjahre geleistet haben. Wer früher in den Ruhestand geht, muss mit Kürzungen rechnen. Die Pension erweitert sich pro Dienstjahr um rund 1,8 %.
Frührente in Deutschland
In Deutschland gibt es mehrere Möglichkeiten, früher in Rente zu gehen. Dies ist abhängig von unterschiedlichen Faktoren, wie z.B. den geleisteten Beitragsjahren bei sozialversicherungspflichtigen Angestellten, dem Vorliegen einer Dienstunfähigkeiten bei Beamten oder anderen Aspekten. Eine Frührente kann für viele Menschen in Frage kommen, die nicht mehr aktiv am Berufsleben teilnehmen können und die Belastungen vermeiden wollen.
Frühpension in Europa: Ein Überblick
Mit einem Blick in unsere Nachbarländer lässt sich schnell feststellen, dass es relativ viele unterschiedliche Rentensysteme gibt. Sonderregelungen, flexible Systeme und Regelungen, die derzeit reformiert werden: In Europa gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten, als Angestellter oder Beamter im öffentlichen Dienst, frühzeitig eine Pension anzustreben.
Österreich
In Österreich hängt das Regelpensionsalter vom Geburtsmonat und -jahr ab, liegt aber grundsätzlich zwischen 60 und 65 Jahren. Für eine Frühpension gibt es mehrere Möglichkeiten, wie beispielsweise die Schwerarbeitspension, wenn man unter körperlich und psychisch besonders belastenden Bedingungen gearbeitet hat. Bei der Schwerarbeitspension müssen Österreicher mit einem Abschlag von 1,8% jährlich rechnen. Wer in Österreich mit 63 Jahren schon 480 Versicherungsmonate (= 40 Jahre) erworben hat, kann in die sogenannte Korridorpension gehen. Auch hier fallen finanzielle Einschnitte von bis zu 5 % an. Zudem gibt es in Österreich die Möglichkeit, sich eine Berufsunfähigkeit ausstellen zu lassen, die Gründe mehr als sechs Monate andauern und keine Rehabilitation mehr möglich ist.
Frankreich
Im Jahr 2023 gab es in Frankreich eine Rentenreform. Seitdem liegt das Renteneinstiegsalter bei 64 statt 62 Jahren, was zu großer Aufregung in der französischen Bevölkerung mit zahlreichen Protesten und Demonstrationen führte. Dennoch besteht in Frankreich die Möglichkeit, die Berufslaufbahn früher zu beenden, wenn man schon in sehr jungen Jahren angefangen hat, zu arbeiten. Des Weiteren spielt der Beitragszeitraum eine wichtige Rolle. Insgesamt müssen die Franzosen mindestens 40 Jahre in die Rentenkasse eingezahlt haben, um frühzeitig in Rente gehen zu können. Möchte man früher in Rente gehen, ohne dass diese Voraussetzungen erfüllt wurden, muss man mit einem jährlichen Abschlag von etwa 5 % rechnen. Ausnahmen gibt es bei Menschen, die einen Arbeitsunfall hatten oder an einer Berufskrankheit erkrankt sind – sie können ihre volle Rente schon ab 60 Jahren beziehen. Bei Menschen mit Behinderungen liegt das Renteneintrittsalter bei 55 Jahren.
Italien
In Italien liegt das Renteneintrittsalter bei 67 Jahren – im Schnitt gehen die Italiener aber schon mit 62 Jahren in Rente, da es zahlreiche Möglichkeiten gibt, vorher in den Ruhestand zu gehen. Über die sogenannte Quote 103 können Italiener mit 62 Jahren in Rente gehen, wenn sie mindestens 42 Dienstjahre nachweisen können. Die Grundlage hierfür ist ein beitragsbezogenes System, weshalb mit finanziellen Einschnitten von bis zu 30 % gerechnet werden muss. Des Weiteren gibt es eine Sonderregelung für Frauen, die bereits mit 59 Jahren in den vorzeitigen Ruhestand gehen können, wenn sie die Pflege Angehöriger übernehmen, eine Zivilinvalidität vorliegt oder ihnen eine Entlassung droht. In diesem Fall sind finanzielle Einbußen von etwa 25 % möglich. Außerdem sind die Wartezeiten für die Frührente sehr lang – sie betragen circa 12-18 Monate. Rentner in Italien bekommen eine 13. Monatsrente ausbezahlt.
Schweden
In Schweden wird ein flexibles System für den Renteneintritt genutzt, wo jeder selbst entscheiden kann, wann er in Rente gehen möchte. Frühestmöglich können Schweden mit 63 Jahren in Rente gehen, bekommen aber erst nach einem Renteneintritt mit 66 Jahren die volle Altersrente ausgezahlt. Wer vorher in Rente geht, muss mit finanziellen Kürzungen rechnen. Diese werden anhand der Monate berechnet, die man vorher in Rente geht. Das Rentensystem in Schweden basiert auf mehreren Säulen. Eine dieser Säulen ist die Prämienrente, deren Beiträge in eine private Kapitalanlage fließen. Schneiden diese Anlagen gut ab, wird eine höhere Rendite und somit eine höhere Rente erzielt – schneiden sie nicht gut ab, fällt die Rente weniger hoch aus.
Frühverrentung außerhalb Europas - Ruhestand weltweit
Nicht nur in Europa gehen Menschen in Frührente. Auch auf anderen Kontinenten und in Ländern mit anderen Kulturen gibt es diverse Rentensysteme. Im Vergleich zu Deutschland sind manche Systeme ähnlich, andere hingegen völlig unterschiedlich.
USA
In den USA ist eine Frührente ab 62 Jahren möglich, jedoch mit Reduktionen, die bei etwa 5-6 % pro vorgezogenem Rentenjahr liegen. Eine Vollrente können US-Amerikaner abhängig vom Geburtsjahr ab 66 bzw. 67 Jahren beziehen. Der Rentenanspruch (Social Security) richtet sich nach den geleisteten Einzahlungen und der Anzahl der Beitragsjahre. Die Mindestbeitragsdauer liegt bei fünf Jahren und alle, die arbeiten, müssen in die gesetzlichen Kassen einzahlen.
Japan
Obwohl das Renteneintrittsalter in Japan bei 65 Jahren liegt, arbeiten viele Japaner noch deutlich länger darüber hinaus.

Dies liegt unter anderem daran, dass die Rente in Japan nur bei rund 36 % des vorherigen Nettogehalts liegt – im Vergleich dazu liegt Deutschland bei knapp 52 %. Außerdem haben Japaner eine hohe Arbeitsmoral und es wird hoch angesehen, wenn ein Mitarbeiter eine hohe Leistung zeigt und sich für den Erfolg eines Unternehmens einsetzt. Möchten Japaner früher in Rente gehen, ist dies unter finanziellen Einbußen von circa 24 % möglich. In Japan gibt es keine Regelung, die eine Mindestrente sichert, aber ein Sozialsystem, das dafür sorgt, dass ein Minimum an Lebensstandard garantiert wird. Auch dies trägt dazu bei, dass Japaner bis ins hohe Alter arbeiten gehen.
Da so viele Menschen länger arbeiten wollen, als sie müssten, bieten manche Unternehmen Frühpensionierungsangebote an, um ihre Mitarbeiterzahl zu verringern. Dies erfolgt häufig über finanzielle Mittel, wie beispielsweise Anzahlungen oder zusätzliche Rentenzahlungen.
Australien
Das reguläre Renteneintrittsalter in Australien beträgt derzeit 67 Jahre. Ab dann haben Australier einen Anspruch auf eine staatliche Altersrente, der sogenannten “Age Pension”. Der Age Pension liegen einige Voraussetzungen zugrunde. Um sie zu bekommen, müssen die Menschen mindestens zehn Jahre in Australien gewohnt haben und sich einer Vermögens- sowie Einkommensprüfung unterziehen, auf die die Age Pension angepasst wird. Bis 2035 soll das Renteneintrittsalter in Australien auf 70 Jahre angehoben werden. Als weitere Säule für die Altersvorsorge gibt es in Australien das “Superannuation System”. Dieses ist ein gesetzlich vorgeschriebenes System, das alle Arbeitnehmer in Australien verpflichtet sind zu nutzen, unabhängig von ihrem Visum oder Status. Der Arbeitgeber zahlt einen Prozentsatz (aktuell 11,5 %) in Fonds ein, die als langfristige Sparpläne dienen sollen. Der Zugang zu diesem Geld erfolgt erst ab der Altersrente, da es keine Rente im klassischen Sinne, sondern eine Ergänzung zum Einkommen im Ruhestand darstellen soll.
Vergleich: Was sind die internationalen Unterschiede bei einer Frühpension?
Internationale Unterschiede bei der Frühpension ergeben sich vor allem durch unterschiedliche Rentensysteme, gesetzliche Regelungen und kulturelle Vorstellungen vom Ruhestand. In einigen Ländern, wie Frankreich oder Italien, ist der Zugang zur Frühpension vergleichsweise großzügig geregelt, während andere Länder wie die USA strengere Bedingungen und Kürzungen vorsehen. Auch das gesetzliche Rentenalter variiert – im Schnitt liegt das Renteneintrittsalter zwischen 65 und 70 Jahren. In skandinavischen Ländern existieren flexible Modelle, die einen gleitenden Übergang in den Ruhestand ermöglichen. Staatliche Anreize oder Abschläge spielen eine große Rolle und unterscheiden sich stark hinsichtlich Höhe und Dauer. Zudem hängt der Zugang zur Frühpension oft von der Anzahl der geleisteten Beitragsjahre ab. Nicht zuletzt beeinflussen auch wirtschaftliche Faktoren und die Entwicklung in den einzelnen Ländern die Ausgestaltung von Frühpensionsregelungen weltweit.
Fazit
Im internationalen Vergleich fällt auf, dass eine Frühpension immer an Bedingungen geknüpft ist. Seien es finanzielle Einschnitte oder die Pflege Angehöriger, die übernommen werden muss. Grundsätzlich geht die Tendenz dahin, dass die Menschen so lange wie möglich arbeiten.
Falls Sie sich selbst nicht in der Lage sehen, Ihren Dienst fortzuführen, sollten Sie sich frühzeitig über Ihre Rechte informieren und professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Melden Sie sich dazu baldmöglichst bei uns!
Haben Sie weitere Fragen oder möchten Sie Ihre Frühpensionierung direkt angehen? Dann stellen Sie jetzt eine Anfrage für eine kostenlose Erstberatung!
Ich betreue seit den 1990er Jahren Beamte und andere Berufsgruppen, die in den Ruhestand treten wollen. Psychische Erkrankungen wie Depressionen sind häufig der Grund, weswegen sich Beamte nicht mehr fähig fühlen, Ihren Beruf auszuüben. Meiner Erfahrung nach sind es aber genau diese Personen, die nicht ernst genug genommen werden, wenn es darum geht, in die Frühpension überzugehen. Dasselbe gilt für Burnout-Betroffene. Den Antrag auf Dienstunfähigkeit bestätigt zu bekommen, kann ein wahrer Spießrutenlauf werden, durch den ich Sie aber gerne begleite. Ich bin der Meinung, dass Menschen, die das Arbeitsleben krank gemacht hat, geholfen werden kann und sollte.